Einfach nur kuscheln und für eine Weile die Klappe halten, ginge das? Mit Reden kommt das Paar nicht mehr weiter. Sie ringen um das, was sie wollen, was richtig ist im Leben, was jeder für sich erreichen möchte und das, was sie vielleicht einmal gemeinsam hinterlassen werden, ein Kind. „Das Stück ist unglaublich intelligent und anrührend geschrieben“, findet Roman Pertl, der den Mann in dem Zwei-Personen Stück spielt. „Immer wieder haben mich Situationen an mein Leben erinnert. Was das Paar durchlebt, ist sehr echt.“
In einem zeitlich raffiniert verschachtelten Dialog, der zwischen zwei Repliken manchmal ganze Jahre überspringt, verhandelt Duncan Macmillan in »Atmen« von der Wiege bis zum Grab leichthändig die großen Daseinsfragen. Am Anfang ist das Paar Anfang zwanzig, in den Dreißigern ringen sie um die Kinderfrage, bis sie letztendlich schwanger wird und das Kind verliert. Der Verlust führt zur Trennung. Jahre später treffen sie sich wieder. Erneute Schwangerschaft. Das Kind wächst wohlbehalten auf. Die Zeit verrinnt, er stirbt, das Kind besucht sie ab und an im Altenheim. Wie in Zeitlupe dehnt sich im Drama die Zeit, bis Mann und Frau sich entscheiden, beschleunigt schreitet sie zum Ende. Ein Sinnbild für unsere Gegenwart?
Den Zuschauern geht das Stück unter die Haut, erzählt Roman Pertl. Bei einem Publikumsgespräch, im Anschluss an eine Vorführung, berichteten Zuschauer, wie sie mitfühlen konnten, was die beiden gerade spielten. Viele fühlten sich an ihre eigenen Beziehungen und Auseinandersetzungen erinnert, ein anderer war froh, nicht mehr Anfang Dreißig zu sein. Es schien, als ließe es keinen kalt, was das Bühnenpaar durchlebt.
Wenn Sie Lust bekommen haben, sich dieses packende Wechselbad der Gefühle anzuschauen, können Sie das an einem der nächsten Termine im Hessischen Landestheater Marburg tun: 20.12.16, 21.12.16, 29.01.16