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Martin Semmelrogge

Kauz und Chaotin

Martin Semmelrogge und sein Müllmann Dollmeier haben eine schöne Logik

„Chef, wer bin ick? Einer von die Mittellosen. Ick kann mir nichts leisten. Dabei braucht einer von uns da unten so viel als wie einer von die ganz oben. Sogar noch mehr. Ick bin genau so’n starker Esser, aber ick trinke allerhand mehr, damit ick mein Schicksal überhaupt ertragen kann. Und das kostet mich genau so viel als wie ein von die oberen Zehntausend. – Darum bitte ick Ihnen, machen Sie keine Mätzchen mit mir.“

Wir finden, Müllmann Dollmeier sollte im Bundestag erklären, warum geringer Verdienende nicht einfach nur mit 300 € Energiepauschale abgespeist werden sollten.

Die Komödie nach „Pygmalion“ von George Bernard Shaw wurde neu übersetzt und von Florian Battermann in eine neue Form gebracht.

Man kennt das Stück in der Musicaladaption „MY FAIR LADY“ – komisch, romantisch und mit unvergesslichen Melodien. Shaw hatte sich sein Stück allerdings ganz anders vorgestellt, nämlich als Sozialsatire über die feine Gesellschaft – Klassenkampf und Frauenpower inklusive. 1925 erhielt der Autor den Literaturnobelpreis für sein Werk. Die modernisierte Fassung „KAUZ UND CHAOTIN“, die im heutigen Berlin spielt, zeigt anschaulich, dass die Komödie auch 110 Jahre nach ihrer Uraufführung noch äußerst amüsant und zeitgemäß ist. Nicht zuletzt, weil die Handlung dazu anregt, einen Menschen nicht nach dem Äußeren zu beurteilen und ihn im Ganzen zu betrachten, statt nur einen Teil seines Charakters, der nützlich erscheint.

Eine Produktion der Komödie am Altstadtmarkt, jetzt auf Tournee und vom 28. Oktober bis 20. November 2022 in Braunschweig.